Nicht für die Fahrschule, sondern fürs Leben

Die wichtigsten Erkenntnisse sammeln die Menschen in ihrer Jugend, könnte man etwa das folgende Sprichwort „übersetzen“: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. – In Bezug auf die Verkehrssituation in vielen Ländern ist das gar nicht so abwegig. Während in der Fahrschule die aktuellen Verkehrs- und Verhaltensregeln frisch vermittelt werden, gibt es wenig Aussicht auf Einführung einer kontinuierlichen Weiterbildung der Verkehrsteilnehmer.
Offenbar ist die Rettungsgasse auf Autobahnen so ein Thema. Während Fahrschüler das Thema praktisch aus der Lernzeit direkt in ihre Fahrpraxis mit übernehmen, bedarf es eines enormen Werbe-Aufwands, um die Problematik Verkehrsteilnehmern zu vermitteln, die die Fahrschulzeit schon länger hinter sich haben: Video-Spots in den sozialen Netzwerken, Poster und Plakate weisen inzwischen darauf hin. Dennoch kommt es immer wieder zu schweren Unfällen, besonders zu Kollisionen am Stauende. Deshalb sind Konzentration und Rücksichtnahme für Fahrende von besonderer Bedeutung, erklären die ACE-Experten: „Wer unaufmerksam fährt, reagiert langsamer. Hektische Bremsmanöver, neue Staus und schlimmstenfalls Unfälle sind die Folge.“ Ein weiteres Beispiel ist das Reißverschlussverfahren, in dem sich viele schnell benachteiligt fühlen statt das gemeinsame Vorankommen anzuerkennen, das eben nur funktioniert, wenn alle mitmachen: Das heißt, dass die Fahrzeuge auf beiden Fahrstreifen möglichst bis zur Engstelle fahren, um den Verkehrsraum optimal zu nutzen, und erst dort wechselseitig einfädeln und einfädeln lassen.
Zurück zum Beispiel „Rettungsgasse“. Hier gilt: Nicht erst daran denken, wenn es zu spät ist und der Verkehr still steht. Genügend Abstandsreserven aufbauen, denn auf dem linken Fahrstreifen nach ganz links und auf allen anderen nach rechts manövrieren kann man nur, solange der Platz vorhanden und die Fahrzeuge noch in Bewegung sind.
So sind in vielen Fällen Fahrschüler eher die Experten als die langjährigen Autofahrer: Sie können als Multiplikatoren ihrer frisch erworbenen Kenntnisse fungieren. Sicher keine leichte Aufgabe, gewiss, aber eine, die die Verkehrssicherheit erhöhen und das Selbstbewusstsein junger Menschen sogar stärken kann, sofern sie den richtigen Ton treffen und auch mit Argumenten sachlich überzeugen können. Denn nicht für die Schule lernen wir, …

DiH (Redaktion)