Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren im Fahrschulunterricht

Wenn Assistenzsysteme zunehmend zur Standard-Ausrüstung von Fahrzeugen werden, ist es geboten, sie von Anfang an in die Ausbildung der heutigen Fahrschüler mit einzubeziehen. Das bedeutet einerseits, dass von modernen Fahrschulfahrzeugen in Zukunft eine Mindestausstattung an Assistenzsystemen erwartet werden könnte, andererseits müsste der korrekte Einsatz dieser Systeme auch Teil der Fahrprüfung werden, da sie zu den Bedienungseinrichtungen der Fahrzeuge gehören. Und mit diesen müssen die Fahrschüler laut Prüfungsrichtlinie vertraut sein.

Ein Problem, das sich dabei aus der ständigen Weiterentwicklung der Systeme ergibt, wurde in Workshop III auf dem diesjährigen Fahrlehrerkongress in Berlin an einem Beispiel diskutiert: Ein Fahrlehrer ist mit den Assistenzsystemen seines Autos vertraut und hat seinen Fahrschüler im Umgang damit ausgebildet. Bei der letzten Inspektion wurde aber ein Update für dieses Fahrzeug installiert – und einige Funktionen haben sich geändert: Bisher schaltete der Tempomat ab, wenn eines der drei Pedale durchgetreten wurde (auch die Kupplung während eines Schaltvorganges!). Nach dem Update kann gekuppelt und geschaltet werden, ohne dass sich der Tempomat abschaltet! Diese „neue“ Funktion wurde an den Fahrer aber nicht weitergegeben! Hat der Prüfling diese „neue“ Funktion in der Prüfung und weiß nicht, wie er sie bedienen soll, kann er während der Fahrt dadurch abgelenkt werden und sogar die Prüfungsfahrt nicht bestehen! Oder wie soll es der Prüfer bewerten, wenn sich der Fahrschüler „heimlich“ helfen lässt, z. B. durch eingeschalteten Abstandswarner oder Spurhalteassistenten? – Und: Ist es nicht gefährlich, das Aktivieren von Assistenzsysteme während der Fahrt vom – ohnehin angespannten – Prüfling zu verlangen, wenn schon erfahrene Fahrer damit Schwierigkeiten haben oder übermäßig vom Verkehr abgelenkt werden können?

Während das vollautomatisierte Fahren in Robo-Taxis aufgrund der dafür nötigen Synchronisation aller Autohersteller und Verkehrsteilnehmer sicher noch eine sehr lange Zeit keine wirkliche Bedrohung für den Berufsstand darstellen wird, sehen sich Fahrlehrer angesichts der zunehmenden Teil-Automatisierung des Fahrens einer neuen Herausforderung gegenüber, einem Wandel in der praktischen Fahrausbildung, der zunächst neuer, konkreter Regelungen bedarf, die z. B. in der Prüfungsrichtlinie festzulegen sind.

DiH (Redaktion)

VW-Fahrerassistenz-Systeme

Assistenzsysteme am Beispiel VW