Die Gewalt ist gegenwärtig

Durch den Verkauf und die Kontrolle der Fahrausweise und die Durchsetzung der Beförderungsbedingungen ergibt sich unter ungünstigen Umständen ein Konfliktpotenzial, welches Handgreiflichkeiten zwischen Fahrpersonal und Fahrgast zur Folge haben kann.

Nach Angaben der Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation (BG Verkehr) und der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) wird nahezu jeder zehnte angezeigte Arbeitsunfall durch Übergriffe Dritter verursacht. Davon stellen mit 49 % die Arbeitsunfälle infolge von Gewaltanwendung beim Fahrpersonal den größten Anteil. Bei dem fahrausweisprüfenden Personal sind es 43 % und den Beschäftigten des Ordnungs- und Sicherheitsdienstes 8 %.

75 % der Übergriffe beim Fahrpersonal entfallen auf die Fahrzeugführenden von Linienbussen. Der Grund liegt in der zunehmenden Gewaltbereitschaft.

Eine häufig empfohlene Deeskalationsstrategie: bei körperlichen Attacken oder der Bedrohung mit Waffengewalt soll sämtlichen Weisungen der Täter widerspruchslos gefolgt werden – von einer Gegenwehr ist abzusehen.

Zum Schutz des Fahrpersonals vor Übergriffen durch Dritte können unterschiedliche Maßnahmen dienen. Eine technische Maßnahme könnte z. B. eine geschlossene Fahrerkabine sein – das Fahrpersonal könnte nicht ohne Weiteres angegriffen werden. Dem entgegen steht allerdings der Wunsch des Unternehmens nach Kundenkontakt. Aus wirtschaftlicher und technischer Sicht sprechen Nachteile wie die Reduzierung von Fahrgastplätzen und ein zusätzlicher Notausstieg für das Fahrpersonal dagegen.

Zur Erhöhung der Sicherheit können Videoüberwachungseinrichtungen, Notsignalanlagen und Taster zur Türschließung eingeführt bzw. optimiert werden. Zusätzlich können die Betriebsabläufe wie der Verkauf von Fahrscheinen oder keine Tätigkeiten außerhalb des Fahrzeuges an abgelegenen und einsamen Endhaltestellen, angepasst werden – sei es je nach Begebenheit auch nur durch die Einführung von Ausnahmen.

Betriebsanlagen sollten so gestaltet sein, dass sie Gefährdungen für das Fahrpersonal reduzieren: dazu gehören Abstellanlagen, Aufenthalts- sowie Pausenräume, Toiletten und sämtliche Wege zu den Betriebsanlagen.

Wie immer sind beide Parteien auf Basis der Gegenseitigkeit in der Verantwortung, sich einander zu unterstützen. Und deshalb können die Angestellten eines Busunternehmens ebenfalls zur Verbesserung der Sicherheit beitragen – als Basis: regelmäßig angemessenes Auftreten für die kundenansprechende Außenwirkung – davon profitieren der Kunde, das Unternehmen sowie die Arbeitnehmenden gleichermaßen.
Eine solide Ausbildung, regelmäßige Fortbildung und unternehmensspezifische Unterweisungen der Angestellten sind deshalb eine wesentliche Voraussetzung für eine sichere Ausführung der Fahrtätigkeit. Zur erfolgreichen Teilnahme an regelmäßigen Fortbildungen ist Eigeninitiative erforderlich – jede Fortbildung steigert die Kompetenz und macht den Arbeitnehmenden wertvoller.

Keimenden Konflikten kann mit Wissen über verschiedene Zusammenhänge begegnet werden. Für die erfolgreiche Abwehr sollten den Beschäftigten auf speziellen Schulungen Kenntnisse über Konflikte, deren Entstehung, Verlauf und Beeinflussung vermittelt werden. Aufbauend auf die erlernten theoretischen Grundlagen von Konfliktentstehung und Gewaltanwendung können Strategien entwickelt werden, mit deren Hilfe sowohl das Entstehen als auch der Konflikt selbst positiv beeinflusst werden kann. Eine Fortbildung zur Gewaltprävention hilft einer möglichen Eskalation den Nährboden zu entziehen.

Fragen Sie Ihren Arbeitgeber, Ihre Kollegen oder bei der für Sie zuständigen Berufsgenossenschaft nach Möglichkeiten zur Fortbildung. Die Berufsgenossenschaften bieten passende Seminare an.

AnH
BKF-Redaktion

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