Fortsetzung BKF-Newsletter 02/2022:

Jährlich müssen in Europa 435.000 Beschäftigte nach einem Arbeitsunfall die Tätigkeit wechseln. Etwa 300.000 Beschäftigte tragen bleibende Schäden unterschiedlicher Schwere davon. Etwa 15.000 Beschäftigte können nie wieder einer festen Tätigkeit nachgehen.

Selten sind technische Mängel der Grund für Straßenverkehrsunfälle. Weniger als 5% der Straßenverkehrsunfälle liegen in den Straßen-, Verkehrs- und Witterungsbedingungen begründet. Allerdings sind 90 % der Straßenverkehrsunfälle mit Verletzten und Toten durch vermeidbares und falsches Verhalten der Verkehrsteilnehmer begründet. – Deshalb muss jeder durch geeignetes Verhalten positiv auf das `Gesamtsystem Verkehrssicherheit´ einwirken.

In einer Presseinformation aus Februar 2021 teilte das Bundesamt für Statistik (Statistisches Bundesamt mit Sitz in Wiesbaden) mit, dass im Jahr 2020 in Deutschland nach seinerzeit vorläufigen Ergebnissen 2724 Menschen ihr Leben im Straßenverkehr verloren haben. – Das sind zwar 10,6% weniger als im Jahr zuvor und soweit eine erfreuliche Tendenz, ist aber noch weit entfernt von der ´Vision Zero´. Ein schwerer Unfall ist nicht nur für die Opfer, sondern auch für die unmittelbar Beteiligten, Augenzeugen und Ersthelfer ein traumatisierendes Ereignis.

Der Gesetzgeber hat mit einem neuen Kenntnisbereich mit dem Unterrichtsziel: „Fähigkeit, Risiken im Straßenverkehr vorherzusehen, zu bewerten und sich daran anzupassen, …“ – 1.3a der Anlage 1 zur Berufskraftfahrerqualifikationsverordnung (BKrFQV) einen Weg bereitet, der die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen kann. Er zeigt auf, dass alle Verkehrsteilnehmenden auf Basis der Gegenseitigkeit in der Verantwortung stehen, sich zu vertrauen und zu unterstützen. Neben all den individuellen Unterschieden in der Motivation und Art und Weise der Teilnahme am Straßenverkehr, bilden der Vertrauensgrundsatz, der Grundsatz der doppelten Sicherung und der Grundsatz der ständigen Sorgfalt, den kleinsten gemeinsamen Nenner für ein sicheres Bewegen im Straßenverkehr. Die ständige Sorgfaltspflicht aller Verkehrsteilnehmenden verlangt eine permanente Analyse des Geschehens (Verkehrsbeobachtung) und entsprechend vorausschauendes Fahren, eine Art „Vorausdenken“.

Vorausdenken ist eine Risiko-Vermeidungs-Strategie. Um sie anzuwenden, müssen alle relevanten Faktoren in Sichtweite und ein ungetrübtes Situationsbewusstsein für das Verkehrsgeschehen vorhanden sein. Fahren ist bereits Multitasking und die individuelle Leistungsfähigkeit hat Grenzen. Deshalb: „Vorausdenken“ bedeutet, sich die bevorstehende Fahraufgabe bekannt zu machen, bevor sie gemeistert wird.
Der Zeit voraus zu sein, erfordert Erfahrung und Training. Wenn es gelingt Gefahrensituationen oder mögliche Gefahrensituationen rechtzeitig zu erkennen, gibt es eine reelle Chance, diese durch richtiges Verhalten zu entschärfen oder sogar deren Entstehung zu verhindern. Es erscheint geradezu erstaunlich, dass der Straßenverkehr in den meisten Fällen absolut reibungslos funktioniert. Ein wesentlicher Grund dafür liegt in der Erfahrung der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer. Junge, unerfahrene Personen verursachen häufiger einen Arbeits- oder Verkehrsunfall als solche, bei denen das Fahren zur Routine geworden ist. Aber vorsichtig, auch Routine birgt Chance und Risiko zugleich.

Der routinierte Fahrzeugführende löst Probleme aufgrund seiner Kenntnisse, seiner erworbenen Fertigkeiten und seiner Erfahrung. – Nicht aufgrund seiner Qualifikation als Inhaber einer Fahrerlaubnis. Und auch nicht aufgrund von Ereignissen, die gerade nochmal gut gegangen sind. Wenn die Routine jedoch zur „blinden Gewohnheit“ geworden sein sollte, verliert das Gefahrenbewusstsein an Bedeutung. In diesem Fall schadet die Routine im Straßenverkehr.

Den Risiken des Berufsalltags kann mit Wissen über verschiedene Zusammenhänge begegnet werden. Den Beschäftigten von Transport- und Logistikunternehmen sollten deshalb auf speziellen Schulungen Kenntnisse über die Entstehung, den Verlauf und die Beeinflussung etwaiger Risiken für eine erfolgreiche Vermeidung dieser vermittelt werden. Aufbauend auf die erlernten theoretischen Grundlagen zur Risikovermeidung können Strategien entwickelt werden, mit deren Hilfe sowohl das Entstehen als auch eine gefährliche Situation selbst positiv beeinflusst werden kann. Eine solide Ausbildung, regelmäßige Fortbildung und unternehmensspezifische Unterweisungen der Angestellten sind deshalb eine wesentliche Voraussetzung für eine sichere Ausführung der Fahrtätigkeit. Zur erfolgreichen Teilnahme an regelmäßigen Fortbildungen ist Eigeninitiative erforderlich – jede Fortbildung erhöht die Kompetenz und mach Arbeitnehmer wertvoller.

Die zur Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr dienenden Maßnahmen wirken sich zudem positiv auf die Transportunternehmen aus: eine konstant gute Fahrverhalten fällt im Straßenverkehr auf und beeinflusst auf positive Art die kundenansprechende Außenwirkung, ganz nebenbei und kostenlos! – Davon profitiert der Kunde, das Unternehmen sowie die Arbeitnehmer gleichermaßen.

Mehr zum Thema „Risiken im Straßenverkehr“ lesen Sie in den neuen Fachbüchern der DEGENER BKF-Bibliothek, Runde 3, der Berufskraftfahrerbibliothek:

In diesem Sinne: Seien Sie für Ihren Berufsalltag weiterhin gut vorbereitet!

AnH
BKF-Redaktion

Die neue “Runde 3” der DEGENER BKF-Weiterbildung:

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Thema 2: Rahmenbedingungen und Ereignisse

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Dieses Fachbuch richtet sich an alle Kraftfahrzeugfahrenden – auch die routinierten. Denn Routine ist nicht immer der Garant für verkehrssicheres Fahren, sondern Routine kann auch ein Verkehrsrisiko sein.

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Thema 3: Gefahrensituationen, Stress und Unfälle

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Berufskraftfahrende mit dem Lkw oder dem KOM meistern auf jedem Meter, den sie fahren, eine Vielzahl von Aufgaben. Dass tatsächliche Gefahrensituationen schnell in einem Verkehrsunfall enden können, macht sich kaum jemand fortwährend bewusst. Das Fachbuch zeigt deren unmittelbare Auswirkungen auf das Verhalten im Straßenverkehr auf.

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Thema 4:
Firma – Fahrer – Fahrzeug

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Dieses Fachbuch unterstützt interessierte Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer, fachliche Zusammenhänge zu erkennen und die eigene Verantwortung in Beförderungsprozessen besser wahrnehmen zu können.